Wer kennt sie nicht: Pflegeprodukte, Parfüms oder Kosmetikartikel, die mit Lavendel versehen sind. Der Duftstoff der lila Pflanze erfreut sich für die verschiedensten Anwendungen großer Beliebtheit. Ob bei Mottenkugeln oder Lavendelduftsäckchen manchmal ist nicht genau das enthalten, was das Äußere vermuten lässt. Schauen wir genau auf die Produktbeschreibung, lesen wir oft das Wort “Lavandin”, nicht etwa “echter Lavendel”. Was ist dieser Lavandin, der auch “falscher Lavendel” genannt wird? Wir erklären dir die Unterschiede von Verwendung, über Duft zur Herkunft.
Der Lavandin (Lavandula X intermedia) ist eine besondere Sorte von Lavendel. Die Pflanze ist eine Kreuzung aus dem echten Lavendel (Lavandula angustifolia) und dem Speiklavendel (Lavandula latifolia), was ihn zu einem sogenannten „Hybrid“ macht. Das interessante ist, dass nicht der Mensch für die Kreuzung der Pflanze verantwortlich ist, sondern die Biene. Der „falsche Lavendel“ wurde 1930 das erste Mal in der Wildnis gesichtet, wodurch die Theorie mit der Insektenbestäubung am wahrscheinlichsten erscheint.
Bezüglich der Vermehrung von Lavandin ist eine Analogie zum Maultier recht passend; er ist nämlich steril und kann sich gar nicht fortpflanzen. Setzlinge sind die einzige Möglichkeit, die Pflanze zu vermehren. Des Weiteren ist interessant, dass Lavandin für die industrielle Produktion einen besseren Lieferanten ätherischer Öle darstellt, als der echte Lavendel.
Der wilde Lavandin hat ein anderes Aroma als der echte Lavendel und besitzt eine andere Wuchsform. Der Duft der Blüten ist kampferartiger oder herber und das gewonnene Öl gilt im Gegensatz zum echten Lavendel als weniger hochwertig. In der Medizin ist das Lavandinöl weniger wirksam als das Öl seines Verwandten. Wie kann es also sein, dass mehr Lavandin produziert wird als echter Lavendel, obwohl er nicht so hochwertig ist?
Die Antwort liegt in der Züchtung verschiedener Kulturformen durch die Industrie. Es existieren spezielle Zuchtformen, die einen süßeren und aromatischeren Geruch aufweisen, sowie größere und ertragreichere Blüten ausbilden. Abgesehen davon verspricht Lavandin die sechsfache Ausbeute an ätherischen Ölen. Man benötigt 150 Kilogramm echten Lavendel, um die gleiche Menge ätherischer Öle von 40 Kilogramm Lavandin-Blütenrispen zu erhalten. Auch bei der Erntezeit der Blüten ist Lavandin die überlegenere Pflanze. Ihm können bereits im ersten Jahr Öle entnommen werden, wohingegen der echte Lavendel erst zwei bis vier Jahre Wachstum benötigt.
Blickt man auf all die genannten Punkte, ist es nicht verwunderlich, dass der Anbau von Lavandin dreimal so groß ist, wie der von echtem Lavendel. Jetzt weißt du, dass der Großteil der “Lavendelfelder” in den Gärten der Provence in Wahrheit Lavandinfelder sind. Die Schönheit der lila Blüten der Pflanze stehen der seiner “Eltern” nichts nach.
Es liegt auf der Hand, dass in den bekannten Duftsäckchen und Pflegeprodukten vornehmlich Lavandinöl enthalten ist. Dabei sei gesagt, dass Lavandinöl in verschiedenen Qualitätsstufen existiert. Öl geringerer Qualität wird zum Beispiel für Seifen verwendet, wohingegen höherwertiges Öl in Duftlampen Anwendung findet. Für medizinische Verwendung ist Öl von echtem Lavendel geeigneter, da dessen Heilkräfte größer sind.