Die Winterlinde ist mit ihrem runden Wuchs formschön und zäh zugleich. Etwas kleiner als die Sommerlinde ist sie wesentlich widerstandsfähiger gegen Trockenheit und Luftverschmutzung. Deshalb ist sie neben dem Ahorn der meist verbreitetste Baum in Mitteleuropa. Auch in Gärten wird sie immer öfter gepflanzt. Warum das so ist und was die Winterlinde sonst noch auszeichnet, erfährst du hier.
Die Tilia cordata ist von den europäischen Voralpen über die Gebirge des Kaukasus bis nach Westsibirien beheimatet und wächst bis in Höhen von 1.500 Metern. Oft kreuzt sich die Winterlinde in der Natur mit der Sommerlinde.
Die bei Bienen begehrte Pflanze wird gerne auf Bauernhöfen als Hausbaum gepflanzt oder zur Begrünung von Alleen sowie zur Lärmdämmung an Autobahnen eingesetzt. In Naturgärten und Parkanlagen findet sich die Winterlinde ebenso häufig.
Gewusst? Die Winterlinde wurde 2016 zum Baum des Jahres gekürt.
Der grüne Baum mit dem Blütenmeer im Sommer kann eine Höhe von 30 Metern erreichen. Daher benötigt er im Garten genügend Raum, vor allem ab einigen Metern Höhe. Ausgewachsen wird die unregelmäßig gewölbte, geschlossene Krone nämlich genauso breit wie hoch. Übrigens veredeln viel Baumschulen die Winterlinden, damit das Kronendach ausgewogener wächst.
Typisch für die Winterlinde sind vor allem die steil nach oben gerichteten Äste, die sich im Alter nach außen biegen. Der Stamm selbst ist mächtig und kann einige Meter Durchmesser erreichen. Die Rinde ist zuerst grau und glatt. Später verfärbt sie sich bräunlich und wird mit den Jahren immer brüchiger. Die Tilia parviflora wird bei einem guten Standort mehrere Jahrhunderte alt. Es heißt, in England steht eine Winterlinde, die bereits seit 2000 Jahren dort wachsen soll.
Die Blätter der Winterlinde ähneln zwar jenen der Sommerlinde, bilden aber in den Nervenachseln der Blätter kleine Haarbüschel, sogenannte Domatien. Die bis zu sechs Zentimeter großen Blätter weisen nur eine leichte Herzform mit einer schmalen Spitze und gezacktem Rand auf. Auf der Oberseite glänzen sie dunkelgrün, auf der Unterseite sind sie stumpf und bläulich-grün.
Frühestes nach sechs bis sieben Jahren blühen die Winterlinden das erste Mal. Die herabhängenden Blütenstände halten bis zu zwölf beige Blüten, die stark nach Honig duften. Gegen Abend geben sie große Mengen an Nektar ab, was Bienen und Nachtfalter anzieht. Aus der Blüte entwickeln sich Kapselfrüchte, die bis zu sieben Nüsschen enthalten. Anders als bei der Sommerlinde kannst du sie zwischen den Fingern zerreiben. Die Fruchtstände bleiben den Winter über am Baum und lösen sich erst im Frühjahr. Diese sind eine tolle Futterquelle für Vögel.
Die Winterlinde bevorzugt hellen Halbschatten und benötigt vor allem genug Platz, um sich zur vollen Größe zu entfalten. Der Boden sollte idealerweise locker und tiefgründig sein sowie sandig bis lehmig. Ein pH-Wert von alkalisch bis schwach-sauer passt auf jeden Fall. Auch verträgt die Winterlinde Kalk gut, allerdings keine salzreiche Erde. Wenn der Boden ausreichend feucht ist, hält die Winterlinde selbst großer Hitze stand.
Da die Winterlinde vor allem während der Blütezeit klebrigen Nektar absondert, gilt wie bei der Sommerlinde: nicht in die Nähe von Swimmingpools, Gartentischen oder Parkplätzen pflanzen. Auch zu Nachbars Garten solltest du genügend Abstand halten, wenn du keine Fehde heraufbeschwören möchtest. Vergiss nicht: Linden stehen über Generationen.
Gewusst? Wenn bei alten Bäumen der Stamm hohl wird, ernährt sich die Linde mit Innenwurzeln vom eigenen Holz.
Am besten pflanzt du die Linde im Herbst, von Oktober bis November, oder zu Beginn des Frühlings, von März bis Ende Mai. Hebe dafür ein Loch aus, das doppelt so breit und tief wie der Wurzelballen ist. Lockere die Erdschichten mit Sand auf, wenn dir diese zu dicht erscheinen. Für die Pflanze ist ein durchlässiger Boden notwendig. Nach der Einpflanzung stabilisiere den Baum mit Pfosten.
Auch wenn die Winterlinde kälteresistent ist, sind die Wurzeln am Anfang noch nicht so tief und kräftig. Etwas zusätzlicher Schutz ist auf keinen Fall verkehrt.
Die Tilia cordata ist Zier- und Nutzpflanze zugleich. Aus den Blüten lässt sich heilsamer Tee, Lindenblütensirup, Lindenblütengelee oder -essig herstellen. Bienen produzieren einen ganz besonderen Honig aus Lindenblüten. Auch stellt die Tilia keine großen Anforderungen an die Bodenbeschaffenheit. Sie ist schnitttauglich und treibt rasch wieder aus. Etwas Pflege darf es dann aber doch sein. Hier unsere besten Tipps:
In den ersten Jahren, während denen die Linde noch bis zu 30 Zentimeter pro Jahr wächst und sich die Wurzeln ausformen, sind sowohl Wassergaben im Hochsommer nötig als auch Düngen im Frühjahr. Später dann kannst du die Tilia großteils ihr selbst überlassen.
Willst du eine Winterlinde anpflanzen, kannst du aus über 80 Sorten in unterschiedlichen Formen und Größen wählen. Wir stellen dir hier die geeignetsten vor:
Aus den USA stammen die ‚Greenspire‘, die wegen ihrer gleichmäßigen Wuchsform beliebt ist, und die bis zu 15 Meter hohe Tilia cordata ‚Rancho‘. Letztere bildet eine schmale, kegelförmige Krone und ist sehr hitzebeständig.
Es gibt einige Schädlinge, die sich auf Lindenbäume spezialisiert haben, wie die Lindenspinnmilbe, die Lindengallmilbe, der Lindenprachtkäfer oder die Lindenblattwespe. Doch diese fügen dem Baum relativ selten wirklichen Schaden zu. Natürliche Feinde wie Marienkäfer oder Raubmilben bremsen den Befall. Leimringe helfen gegen die Lindenspinnmilbe oder den Frostspanner. Um Pilzbefall vorzubeugen, solltest du das Herbstlaub rasch entsorgen. Mehr zu Krankheiten findest du in unserer Rubrik zum Thema Linden.