„Die Geister, die ich rief...“, könnte man auch beim Japanischen Knöterich deklamieren. Im 19. Jahrhundert aus Japan nach Europa importiert, macht sich diese Staude inzwischen viel zu stark breit und steht in vielen Ländern auf der Schwarzen Liste. Als Nutzpflanze hat sie jedoch Potenzial. Hier erfährst du alles, um eine fundierte Entscheidung zu treffen, ob der Japanische Knöterich etwas für dich ist. Rund um Pflanzung, Pflege und Kultivierung bieten wir Ihnen alle nötigen Details.
Der Japanische Staudenknöterich wird botanisch auch als Fallopia japonica oder Reynoutria japonica bezeichnet und zählt zur Familie der Knöterichgewächse (Polygonaceae). Ursprünglich in Japan, China und Korea beheimatet, wurde die Pflanze nach Europa und Amerika importiert. Sie sollte primär als Wildfutterpflanze dienen.
Der winterharte Strauch ist sehr kalktolerant. Der Boden muss nicht besonders nährstoffreich sein, sollte aber einen pH-Wert von neutral bis schwach sauer haben. Vor allem Imker schätzen den Staudenknöterich, weil er so spät im Jahr blüht und so die Bienen bis spät in den September mit Nahrung versorgt.
Gewusst? Die Fallopia heißt auch Japan-Knöterich, Kamtschatka-Knöterich oder Flügel-Knöterich. Aus den Arten der Japonica und der Sachalinensis ist durch Kreuzung der Böhmische Staudenknöterich (Fallopia x bohemica) hervorgegangen.
In Mitteleuropa wächst der Japanische Knöterich als Neophyt entlang von Bächen oder Flüssen, an Waldrändern und Bahndämmen. Er gilt laut den botanischen Zeigerwerten nach Ellenberg als Nässezeiger, denn er bevorzugt grundwassernahe oder sogar zeitweise überflutete Böden. Dieser Knöterich ist vor allem in Höhen von bis zu 600 Metern anzutreffen.
Leider kommt es aufgrund seines ungezügelten Wuchses zu Schäden an Straßen, Brücken und Gleisen. Mit der einhergehenden Verdrängung anderer Pflanzen entstehen auch Erosionsschäden an Wasserläufen. Inzwischen muss er großflächig entfernt werden, um Schadensbegrenzung zu betreiben. Er steht daher auch in einigen Ländern auf der Schwarzen Liste der invasiven Pflanzen.
Des einen Leid, des anderen Freud. Der Japanische Staudenknöterich mag zwar invasiv sein, er ist aber auch essbar und eine geschätzte Heilpflanze. Bienen und Insekten sind sowieso verrückt nach ihm. Aktiv vermehren solltest du ihn aber aufgrund seiner raschen Ausbreitung über Samen, Rhizome und Sprossen keinesfalls. Stattdessen solltest du ihn im Wachstum einbremsen. Was kommt dafür infrage?
Es gilt abzuwägen, ob du das Risiko einer massiven Verbreitung eingehen und dich mit den Behörden anlegen willst. Wenn du nachweisen kannst, dass du den Wuchs unter Kontrolle hast und Nachbarn nicht plötzlich mit dem Staudenknöterich konfrontiert sind, wird alles gut gehen. Ansonsten kannst du den Knöterich auch in der freien Natur sammeln. Da kommt er ja zur Genüge vor.
Gewusst? In den Vollzugshinweisen zum Artenschutzrecht heißt es, dass es erforderlich sein kann, „gegen inzwischen heimisch gewordenen, invasiven Pflanzenarten wie Japan-Knöterich,“ ...“aus fachlicher Sicht Maßnahmen zu ergreifen“.
Der bis zu vier Meter hohe Staudenknöterich entwickelt sich zuerst aufrecht und dann waagrecht, mit leicht hängenden Trieben und Blättern. Diese wachsen aus einem Rhizomgeflecht, das bis zu zwei Meter in die Erde reichen kann. Die unterirdischen Rhizome sind winterhart, die sichtbaren Pflanzenteile sterben ab und treiben im Frühjahr erneut aus.
Die bambusähnlichen bis zu drei Zentimeter dicken Stängel sind zwischen den Blattknoten hohl. Die männlichen Knöteriche werden etwas höher und haben größere Blätter und Blütenstände als die weiblichen. In der Hauptwachstumsphase im Mai wächst der Japanknöterich bis zu dreißig Zentimeter am Tag. Das tut er aber nur an einem sonnigen Standort und lehm- bzw. kieshalten Böden.
Gewusst? Der Sachalinensis Staudenknöterich hat im Unterschied zum Japanknöterich rotgefleckte Stängel.
Die Blätter sind kurz gestielt, dreieckig bis oval und spitz zulaufend. Auf der Oberseite kahl, weisen sie auf der Unterseite eine leichte Behaarung auf. Sie sitzen gegenständig an den Stielen und werden fünf bis 25 Zentimeter groß. Die ähren- bis rispenartigen Blütenstände sind bis zu zehn Zentimeter lang. Sie sitzen endständig oder an den Blattachseln. Die einzelnen Blüten sind gestielt und etwa fünf Millimeter groß. Sie weisen fünf weiße Blütenhüllblätter auf, die an der Basis verwachsen und sich zur Spitze strahlenförmig ausbreiten.
Die weiblichen Blüten haben in der Mitte einen Fruchtknoten mit einer dreifach gegabelten und gefransten Narbe. Die männlichen Blüten sind mit acht Staubblättern ausgestattet. Aus den befruchteten Blüten entwickeln sich ovale, breitgeflügelte Nussfrüchte mit jeweils einem dunklen Samen. Zur Befruchtung kommt es aber nur, wenn in einem Bestand weibliche und männliche Pflanzen zu finden sind, was selten vorkommt.
Der Knöterich enthält bedeutende Mengen an Resveratrol, eine Substanz, der nachgesagt wird, das Wachstum von Krebszellen zu hemmen sowie bei Alzheimer und Herzerkrankungen zu helfen. De facto finden sich noch folgende Inhaltsstoffe in den Pflanzenteilen des Knöterichs und insbesondere in der Wurzel:
Deshalb gelten Extrakte des Staudenknöterichs als antibakteriell, entzündungshemmend, kräftigend, entgiftend und schmerzstillend. So soll er des Weiteren bei Asthma, Borreliose, Hautenzündungen, hohen Cholesterinwerten und als Wunddesinfektion zum Einsatz kommen.
Ob du dir den Staudenknöterich in den Garten holst, ist Ansichtssache. Die einen sagen, man wird ihn wegen der Rhizome nie wieder los und kann ihn nicht kontrollieren. Die anderen loben die Vorteile aus. Wir geben Hilfestellung:
Nicht zu unterschätzen ist auch sein ökologischer Wert. Selbst auf ausgelaugten Böden produziert der Knöterich noch Biomasse. Der Brennwert ist dabei vergleichbar mit dem von Holz.
Sollte sich der Knöterich in deinem Garten ungewollt breitmachen, solltest du auf keinen Fall abwarten. Je früher du ihm den Garaus machst, desto besser. So gehst du bei der Bekämpfung am besten vor:
Da die Zulassung für systemische Mittel ausgelaufen ist, ist Chemie keine Option. Wenn die genannten Maßnahmen nicht helfen, muss unter Umständen ein Bagger eingesetzt werden.
Der Japanische Knöterich ist eine umstrittene Zierpflanze. An ihr scheiden sich die Geister. Die einen sehen in ihr Hoffnung für die Zukunft auf medizinischer und Energie-Ebene, die anderen betonen die zerstörerische Kraft dieses Neophyten, der im Straßen- und Eisenbahnbau gewaltigen Schaden anrichtet. Die Lösung dieses Konflikts liegt wohl in der Zukunft. Dennoch wird der Knöterich als Pflanze zu einer spannenden Erscheinung, die sich mit den richtigen Tipps bekämpfen lässt.