Orchideen (Phalaenopsis) sind wunderschöne Zimmerpflanzen, die man gerne verschenkt. Falls du sie selbst erfolgreich züchten und vermehren möchtest, gibt es einiges zu beachten.
Würde die Orchidee sich selbst befruchten, wären die Samen nicht keimfähig, wodurch keine Vermehrung zustande käme. Die Blüten sind daher durch ihre Struktur vor Selbstbestäubung geschützt. Die Pollen der Orchidee werden Pollinien genannt. Man sollte sie nur von anderen Blüten, als die, die man bestäuben möchte, oder noch besser von einer anderen Orchideenpflanze der gleichen Art sammeln. Diese müssen nicht unbedingt zur gleichen Zeit blühen, man sollte jedoch versuchen, die Pollinien zur richtigen Zeit zu “ernten”. Die Pollinien-Gewinnung funktioniert am besten wie folgt:
Die Orchidee muss von Hand bestäubt werden, damit sich eine Samenkapsel bilden kann. Die Pollen werden direkt auf die Narbe aufgetragen. Diese dient als Kanal, der in den Fruchtknoten der Blüte führt.
Sobald die Pollen aufgetragen sind, verbinden sie sich langsam mit der Narbe und die Befruchtung im Fruchtknoten beginnt. Dieser Prozess kann jedoch einige Wochen oder gar Monate dauern. Wenn die zu befruchtende Blüte nach der manuellen Bestäubung ziemlich schnell verwelkt und sich der Fruchtknoten verdickt, ist dies ein gutes Zeichen für eine erfolgreiche Befruchtung und den Start der Entwicklung von Samenkapseln.
Nach erfolgreicher Befruchtung gibt die Orchidee nach einer Weile Samenkapseln frei, die nach der Reifung meist von selbst abfallen. Sie können für die eigentliche Samengewinnung und zur Aussaat verwendet werden. Orchideensamen sind etwas Besonderes, da sie keine Nährstoffe speichern können, wie die Samen anderer Pflanzen. Daher ist der Samen der Phalaenopsis extrem zerbrechlich und muss sorgfältig geschützt werden. Sie können nur dann keimen, wenn sie mit einem speziellen Pilz eine Symbiose eingehen oder künstlich durch einen speziellen Nährboden mit Nährstoffen versorgt werden. Deswegen gibt es bei der Samengewinnung ein paar Dinge zu beachten:
Sobald die Samen gewonnen wurden, kann die Anzucht beginnen. Hierfür gibt es verschiedene Optionen:
Die natürlichste Anzuchtmethode ist die Aussaat von Samen direkt neben der Mutterpflanze. Ihr Substrat enthält bereits die nötigen symbiotischen Pilze. Das Substrat sollte gut befeuchtet, aber nicht zu nass sein und darf nie antrocknen, geschweige denn komplett austrocknen. Für eine angemessene Luftfeuchtigkeit empfiehlt es sich, deine Orchidee in ein Gewächshaus zu stellen, damit die Vermehrung auch wirklich klappt.
Du kannst die Samen auch direkt auf ein nasses Stück Rinde geben und dort keimen lassen. Zuvor sollte das Rindenstück mit kochendem Wasser desinfiziert werden. Anschließend muss es mindestens 10 Tage lang mit Substrat und Wurzeln der Mutterpflanze bedeckt bleiben, damit er die zum Wachstum nötigen Pilze aufnehmen kann. Danach tauchst du das Stück Rinde wieder in destilliertem Wasser, bis es tropfnass ist. Jetzt kannst du die Samen darauf platzieren. Das besamte Rindenstück sollte in ein Zimmergewächshaus gestellt oder mit einem großen Glasgefäß bedeckt werden, um die Feuchtigkeit zu halten. Sobald die Rinde auch nur leichte trockene Stellen zeigt, muss sie dringend wieder mit destilliertem oder abgekochtem Wasser besprüht werden. Sonst kann keine Keimung stattfinden.
In einigen Läden lassen sich spezielle Anzucht-Sets für Orchideen käuflich erwerben. Diese kannst du natürlich auch nutzen, wenn dir die Alternativen zu riskant sind. Dabei lässt du die Samen auf einem speziellen Nährboden in Reagenzgläsern keimen.
Es gibt auch weitere, sehr aufwendige Methoden zur Vermehrung, die einer Zucht im Labor mit am nächsten kommen. Diese sind für Hobbygärtner allerdings nicht zu empfehlen, da der Aufwand schlichtweg zu hoch ist und ein kleiner Fehler den gesamten Prozess der Keimung zunichtemachen kann.
Neue Samen brauchen nach der Aussaat in der Regel mehrere Wochen oder Monate, bevor sie zu keimen beginnen. Sobald diese jungen Pflanzen jedoch Wurzeln und Blätter entwickelt haben und die Triebe einige Zentimeter hoch sind, können sie erstmals mit verdünntem Orchideendünger besprüht werden. Achte dabei darauf, dass die Raumtemperatur und Luftfeuchtigkeit, in der du deine Setzlinge anbaust, die ganze Zeit über auf einem normalen Niveau bleibt. Schwankungen vertragen sich nicht gut mit frisch gekeimten Orchideen. Sobald deine neuen Pflänzchen etwa 5 cm hoch sind und mehr als zwei Blätter an ihren Stängeln aufweisen, kannst du sie einpflanzen. Reduziere die Luftfeuchtigkeit, die jeder Neutrieb erhält, indem du die Besprühungshäufigkeit verringerst, bis kein Bedarf mehr an zusätzlicher Feuchtigkeit besteht. Die Pflanze wird über Jahre hinweg wachsen, ohne zu blühen. Bis zur ersten Blütezeit können etwa 5 bis 15 Jahre vergehen.
Die Anzucht von Samen ist sehr aufwendig, zumal man die Samen erst einmal erhalten muss. Es lohnt sich aber, besonders weil man die Möglichkeit hat, Arten miteinander zu kreuzen.
Falls du mehr über die einfachere Variante, vegetative Vermehrung, erfahren möchtest, gibt es hier einen passenden Artikel. Wie du später die herangewachsenen Exemplare in Hydrokultur kultivierst, kannst du ebenfalls nachlesen.