Bonsai züchten – so wird deine Jungpflanze zum Bonsai

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Januar 20, 2022
Bonsai züchten
hello world!

Inhaltsverzeichnis

Einen Bonsai zu züchten, anstatt einen kleinen Bonsai im Baumarkt bzw. im Fachhandel zu kaufen bringt einige Vorteile mit sich. Du kannst von Anfang an das Qualitätslevel deines Bonsai hochhalten, indem du ihn nur streng nach Anleitung pflegst. Das ist vor allem beim Wurzelansatz ein großer Vorteil, da die Nebari im späteren Alter nur sehr aufwendig korrigiert werden kann. 

In der Bonsaigestaltung sind dir keine Grenzen gesetzt! Du kannst den Steckling schon in eine bestimmte Richtung formen, um z.B. einen Kaskadenstil zu formen. Bei den meisten Prebonsai (kleine Bonsai Rohling) ist eine starke Veränderung des Stammes nicht mehr möglich, da der Stamm bereits zu festgewachsen ist. 

Bonsai züchten vs. Bonsai kaufen

Wenn du aus Samen einen Bonsai züchten möchtest, lernst du sehr viel über die verschiedenen Gestaltungsmöglichkeiten von Bonsai. Da dein Bonsai in keinen bestimmten Stil vorgewachsen ist, kannst du dich fragen, welche Bonsaiform du schon immer einmal züchten wolltest. Geh in dich, entscheide dich für einen Stil und sammle so viel Erfahrung wie möglich, sodass du dich irgendwann auch an hochwertige Jungpflanzen herantraust. 

Außerdem gibt es einen großen finanziellen Anreiz an der Bonsaiaufzucht, da Jungpflanzen und Prebonsai meist nicht so viel kosten wie schon weiter entwickelte Bäume. Vorgezogene Jungpflanzen sind meistens schon für wenige Euro in deinem Gartencenter oder bei deinem Fachhändler erhältlich.

Prebonsai züchten

Ein Prebonsai ist ein kleiner normaler Baum, der mit ein wenig Arbeit und Fachwissen zu einem Bonsai erzogen werden kann. Der Prebonsai kann bereits über 10 Jahre als sein, trotzdem wurde er durch regelmäßiges schneiden klein gehalten. Da die Bäume bereits einen festen Stamm entwickelt haben, bist du leicht eingeschränkt in der Wahl deiner Bonsaiform. 

Jungpflanze züchten

Jungpflanzen sind meist zwischen zwei und fünf Jahre alt, in der aktuellen Verfassung sind es noch keine Bonsai. Je nachdem wie sehr du dich mit Bonsai schon auskennst und wie schnell der Baum wächst, kann es sein, dass von der Jungpflanze bis zum Bonsai bis zu zehn Jahre vergehen. Wenn du die Möglichkeit dazu hast, kannst du deine Jungpflanze in deinen Garten pflanzen und alle zwei Jahre den Wurzelballen schneiden. Sobald der Bonsai die gewünschte Stammdicke und Größe hat, kannst du ihn in eine Bonsaischale umpflanzen. In den nächsten Jahren solltest du dich auf die Details wie eine bessere Verzweigung der Baumkrone kümmern. Jungpflanzen solltest du einmal im Jahr schneiden, um die Verzweigung anzuregen. 

Steckling (Sashiki) züchten

Der große Vorteil an der Stecklingszucht ist, dass du dir sicher sein kannst, dass die genetischen Eigenschaften der Mutterpflanze übernommen werden. Wenn deine Mutterpflanze durch ihre gut verzweigte Krone bekannt ist, ist es einerseits deinen Schnittkünsten zu verdanken, andererseits hat dein Bonsai gute genetische Voraussetzungen für eine gut verzweigte Krone.

Sehr viele Baumarten lassen sich durch Stecklinge vermehren, bei langsam wurzelnden Arten raten wir von der Stecklingsvermehrung ab und empfehlen das Abmoosen, da dort die Erfolgswahrscheinlichkeit höher ist. 

Die Stecklinge sollten ca. 5-15 Zentimeter lang sein und ca. zwei bis drei Zentimeter in die Erde gepflanzt werden. Wenn du größere Stecklinge auswählst, kann es sein, dass sie nicht erfolgreich wurzeln.

Am besten pflanzt du deine Stecklinge im Frühjahr oder im Sommer ein. Wenn du dein Schnittgut nach einem Rückschnitt verwerten möchtest, kannst du daraus Stecklinge pflanzen. 

Bonsai aus Samen züchten

Wenn du deinen Bonsai aus Samen vermehren möchtest, musst du sichergehen, dass deine Samen die Keimhemmung überwunden haben (Stratifizierung). Wenn sie die Keimhemmung nicht überwunden haben, ist der Keimling nicht in der Lage die Samenschale zu durchbrechen. Nachdem die Samen stratifiziert wurden und die Keimlinge zu sehen sind, kannst du Keimlinge einpflanzen, sodass sie zu Sämlingen werden können. Halte dabei die Erde stets feucht und vermeide Staunässe. Nach ca. vier bis sechs Monaten kannst du, deinen Setzling in eine Schale mit Anzuchterde umpflanzen und das erste Mal vorsichtig düngen.

Yamadori züchten

Yamadori Bonsai werden aus einem bereits bestehenden Baum, welcher bereits in der Wildnis wächst, kreiert. Die Yamadori Aufzucht ist anspruchsvoll und daher leider nicht für Bonsai-Neulinge geeignet, da es Erfahrung benötigt, um einen wild gewachsenen Baum einen Bonsai zu verwandeln. Selbst bei Profis ist es ein Prozess, welcher sich bis zu zehn Jahre ziehen kann. 

Prinzipiell musst du dir eine erst Genehmigung einholen, um einen kleinen Baum (ca. 50 Zentimeter hoch) auspflanzen zu dürfen. Im Hochgebirge findest du öfters Bäume, die vergleichsweise klein sind, jedoch schon sehr alt sind. Sie können im Hochgebirge durch eine kurze Vegetationszeit und extreme Wetterbedingungen nicht gut wachsen. 

Yamadori werden idealerweise im Frühjahr ausgegraben. Eventuell entdeckst du auf einer Wanderung im Sommer ein schönes Exemplar, dann kannst du ihm schon einmal einen kleinen Korrekturschnitt verpassen. Kehre im Herbst zu diesem Baum zurück und beurteile, ob der Baum mit abgeworfenen Blättern immer noch schön aussieht. Falls du eine Genehmigung hast, kannst du ihn gerne ausgraben und zum Bonsai verwandeln.

Wenn du einen Yamadori gefunden hast, lege sein Wurzelwerk frei und überprüfe, wie sein Wurzelsystem bisher gewachsen ist. Um den Yamadori zum Bonsai zu erziehen benötigen wir ein kompaktes Wurzelwerk. Falls der Baum lange Wurzeln hat, die sich über Felsen strecken, kannst du den Baum meistens nicht verwenden. Es ist äußerst schwierig aus einem Yamadori Luftwurzeln wachsen zu lassen. 

Die gesammelte Pflanze sollte niemals direkt in eine Bonsaischale gesetzt werden, sondern vorerst in einen Container mit gut drainierte Erde, um den Standortwechsel gut verarbeiten zu können. Wenn du den Yamadori einpflanzt, achte darauf, dass du ihn nicht tiefer einpflanzt, als es in der Natur stand. 

Die 4 häufigsten Fehler in der Bonsaizucht

Direkt in eine Bonsaischale pflanzen

Jungpflanzen sind noch keine Bonsais, deshalb empfehlen wir dir sie nicht in Bonsaischalen zu pflanzen. Wenn du einen Garten hast, kannst du deine Jungpflanze auch in deinen Garten pflanzen, sodass sie dort gut gedeihen kann. Ab dem zweiten Jahr kannst du verfolgen wie das Wachstum schneller wird, das liegt an der größeren Wurzelmasse, die über die Zeit gewachsen ist. Um das Wurzelsystem in Schach zu halten, solltest du es alle zwei Jahre schneiden.

Ungeduld

Vor allem Bonsai-Neulinge müssen diesen Punkt in der Pflege von Bonsai verstehen: Das Vergnügen am Bonsai ist sehr langwierig, deshalb musst du dich in Geduld üben. Falls du noch keine neuen Triebe nach deinem Rückschnitt austreiben, schneiden nicht panisch weitere Triebe ab, sondern warte ein paar Wochen. Insgesamt solltest du, um deinen Bonsai nicht zu sehr zu stressen nur einmal bzw. maximal zweimal im Jahr eine große Änderung, wie Umtopfen, oder ein großer Rückschnitt durchführen. 

Falscher Standort des Sämling

Oft sind Bonsaibäume aus ihrem natürlichen Lebensraum viel Licht gewöhnt. Wenn du deinem Bonsai nicht dieselben Voraussetzungen schaffst, wie in seiner natürlichen Umgebung, kann sich dein Bonsai nicht gut entfalten. Informiere dich darüber, wie welche Bedingungen für deine Bonsaiart am besten sind!

Falsches Gießverhalten bzw. nicht gut durchlässige Erde

Je nachdem wo dein Bonsaibaum beheimatet ist, benötigt er ein anderes Gießverhalten. Bäume, die in der gemäßigten Steppe zu Hause sind benötigen mehr Wasser und lieben es, wenn sie kurzzeitig trocken gehalten werden, Bäume aus der Taiga würden dieses Gießverhalten nicht überleben. Informiere dich darüber, wie viel und wann dein Bonsai Wasser benötigt und gieße ihn entsprechend. Kontrolliere zusätzlich regelmäßig das Bonsaisubstrat auf seine Durchlässigkeit. Wenn deine Bonsaierde keine Drainage zulässt, wird Staunässe entstehen und zu Wurzelfäule führen. Hier findest du eine Anleitung, wie du gut durchlässige Bonsaierde selber mischen kannst.

Qualität von Jungpflanzen bewerten

Die Qualität von Jungpflanzen wird in der Regel an drei Faktoren gemessen: die Verzweigung der Baumkrone, die Dicke des Hauptstammes und die Form des Hauptstammes. Wenn du eine gut verzweigte Baumkrone haben möchtest, solltest du auf einen regelmäßigen Schnitt der Baumkrone achten. Die Form des Hauptstammes kannst du mit Drahten beeinflussen, bei der Dicke hingegen musst du mit Opferästen o.Ä. arbeiten. 

Mehr über einzelne Bonsaiarten

Abschließend ist es dir überlassen, ob du einen Bonsai züchten möchtest, oder mit einer Jungpflanze aus dem Gartencenter starten möchtest. Informiere dich in beiden Fällen genau über die Pflege der einzelnen Pflanze. Wir haben für dich Pflegeanleitungen zu verschiedenen Bonsaiarten geschrieben. Hier kommst du zu einer Pflegeanleitung zu Ficus Bonsai, oder Kirschblüten Bonsai.