Es gibt verschiedene Methoden deinen Bonsai zu vermehren, dabei ist das Abmoosen eine der komplexen Methoden. Beim Abmoosen kannst du bereits ein Teil der zukünftigen Bonsaiform festlegen, da meist ein ausgefallener Ast dafür genutzt wird. Wir zeigen dir die Ring- und Tourniquet-Methode, welches Werkzeug du benötigst und was der Unterschied zu einem Steckling ist.
Der Prozess des Abmoosens ist ein Weg für fortgeschrittene Bonsai-Liebhaber, um sein bestes Stück zu vermehren, viele Bonsais können mit Samen oder Stecklingen vermehrt. Das Besondere am Abmoosen ist, dass die Bewurzelung der Tochterpflanze bereits an der Mutterpflanze beginnt. Erst nachdem die Tochterpflanze Wurzeln geschlagen hat, wird sie von der Mutterpflanze getrennt und in eine separate Bonsaischale eingepflanzt.
Beim Abmoosen werden Nährstoffleitungen (Assimilatbahnen) innerhalb des Bonsai unterbrochen. Die Assimilatbahnen sorgen dafür, dass der in der Photosynthese hergestellte Zucker von den Blättern in die Wurzeln gelangt. Diese Bahnen werden an der Abmoosstelle unterbrochen, sodass kein Zucker mehr zu den Wurzeln gelangen kann. Wenn die Abmoosstelle feucht und dunkel gehalten wird, bilden sich nach einiger Zeit neue Wurzeln, da der Bonsai den Zucker zu den Wurzeln leiten möchte.
Die Ringmethode eignet sich sehr gut für Bonsai mit einem starken Wurzelwachstum. Bei Bonsai mit geringem Wurzelwachstum solltest du diese Variante nicht durchführen, da sie zu aggressiv für einige Arten ist und somit der Baum absterben kann.
Bei der Ringmethode schneidest du auf der Höhe des neuen Wurzelsystems einen 2-3 cm tiefen Schnitt in deinen Hauptstamm. Anschließend solltest du einen weiteren Schnitt unter den ersten Schnitt ansetzen, sodass du einen Rindenstreifen erhältst. Der Abstand zwischen den beiden Schnitten sollte mindestens so groß sein, wie der Durchmesser des Stammes. Nun kannst du den Rindenstreifen zwischen den beiden Schnitten vollständig entfernen. Stelle sicher, dass du das gesamte Splintholz entfernst, nur dann merkt der Baum, dass er an dieser Stelle neue Wurzeln austreiben muss.
Um das Wurzelwachstum zu fördern, solltest du auf Wurzelhormone zugreifen und die freie Stelle ordentlich damit bepinseln. Anschließend solltest du die freie Stelle mit Sphagnum Moos bedecken und das Moos anfeuchten. Nun solltest du die Stelle mit einem Plastikbecher, bzw. Plastikfolie umwickeln, sodass die angeschnittene Stelle mit Bonsaierde umgeben ist. Achte darauf, dass das Moos mäßig feucht gehalten wird, sodass die angeschnittene Stelle wurzeln kann und nicht austrocknet.
Wenn du am Rand deines Gefäßes Wurzeln entdecken solltest, kannst du dir eine passende Bonsaischale für deinen neuen Bonsai suchen, da du ihn nun umpflanzen solltest.
Die Tourniquet-Methode wird bei Bonsaiarten mit einem geringen Wurzelwachstum angewendet, da die Ringmethode zu aggressiv für diese Arten ist. Wenn Bonsaiarten mit einem geringen Wurzelwachstum mit der Ringmethode abgemoost werden, kann es passieren, dass sie das Abmoosen nicht überleben.
Bei der Tourniquet-Methode wird ein Stück Kupferdraht auf der Höhe der Abmoosstelle um den Stamm des Bonsai gebunden werden. Um ein gutes Ergebnis zu erhalten, sollte der Draht ca. zur Hälfte in die Rinde einschneiden. Die Dicke deines Stammes entscheidet darüber, wie dick der Draht sein sollte. Es gilt: Je dicker der Stamm deines Bonsai, desto dicker sollte dein Bonsaidraht sein, da er mehr Stabilität benötigt.
Wenn du den Bonsaidraht an der Abmoosstelle angebracht hast, bepinsele die Stelle mit Wurzelhormonen in Form von Bewurzelungspulver, sodass das Wachstum gefördert wird. Anschließend kannst du die Stelle mit einer Plastikfolie umwickeln, in der du feuchtes Sphagnum Moos einpackst, sodass die Abmossstelle damit umgeben ist. Wir empfehlen dir eine durchsichtige Plastikfolie zu nutzen, sodass du erkennst wie die Bewurzelung voranschreitet.
Sobald du ausreichend Wurzeln erkennst, kannst du den Baum unter der Abmoosstelle schneiden und das neue Wurzelsystem in eine Bonsaischale pflanzen.
Du kannst mit dem Abmoosen beginnen, sobald Wachstumsphase Mitte bis Ende März eingeläutet wird. Dann hat dein Bonsai genügend Energie, um diese stressige Zeit zu überstehen.
Das Abmoosen ist ein beliebtes Mittel in der Gestaltung von Bonsai. Dabei kannst du mit dem Abmoosen eines Bonsai einen langen Stamm kürzen, einen frischen Bonsairohling gewinnen oder eine Stammfehlbildung bzw. ein schlechter Wurzelansatz korrigiert werden.
Der große Vorteil in der Vermehrung durch Abmoosen ist, dass die Jungpflanze bereits ausgebildete Wurzeln hat, wenn sie in eine Bonsaischale gepflanzt wird. So können sich die am Stamm gebildeten Wurzeln im Bonsaisubstrat sofort entfalten und Nährstoffe für den Bonsai sammeln, was die Entwicklung im Vergleich zum Steckling verschnellert. Achte vor dem Abtrennen des neuen Stammes darauf, dass das Wurzelsystem so ausgeprägt ist, sodass es den Bonsai ernähren kann, ansonsten kann die Pflanze sich überleben. Es passiert häufiger, dass bei einem eingepflanzten, abgemoosten Stamm die Blätter abfallen. Das liegt daran, dass der Baum Zeit braucht um sich an die neue Nährstoffzufuhr zu gewöhnen, dabei kann es kleinere Verluste geben.
Falls der Abstand zwischen Erdoberfläche und dem ersten Hauptast zu groß sein sollte, kannst du das Abmoosen nutzen, um den Stamm zu kürzen. Dazu solltest du den Hauptstamm auf der Höhe abmoosen, auf welcher der neue Wurzelansatz sein sollte. Wenn sich nach einiger Zeit an der Abmoosstelle neue Wurzeln gebildet haben, kannst du den Teil unterhalb des neuen Wurzelsystems anschneiden und das neue Wurzelsystem in eine Bonsaischale pflanzen. So kannst du den langen Hauptstamm eines Bonsai einkürzen und hast die Gelegenheit den Wurzelballen neu zu gestalten.
Falls dein Wurzelansatz sich nicht so entwickelt hat, wie du es dir vorgestellt hast, ist das Abmoosen eine Option mit der Nebari nochmal bei null zu beginnen. Falls du keine andere Option siehst deine Nebari nach deinen Vorstellungen zu gestalten, kannst du deinen Bonsai etwas über der Nebari abmoosen, sodass die Wurzelbildung am Stamm beginnen kann. Sobald sich ausreichend Wurzeln gebildet haben, kannst du den alten Wurzelballen abschneiden und das neue Wurzelsystem in gut durchlässiges Bonsaisubstrat pflanzen. Habe die Schritte im Kopf, die du bei der misslungenen Nebari durchgeführt hast und versuche daraus zu lernen, sodass du ein echter Nebari-Experte wirst!
Unter Umständen kann es dazu kommen, dass der Stamm deines Bonsai zum Wurzelansatz hin dünner wird. Das ist kein Schönheitsideal eines Bonsai, sie sollten zum Wurzelballen hin gleichmäßig dicker werden. Um die Stammfehlbildung zu korrigieren, solltest du die Abmoosstelle am dicksten Punkt des Stammes ansetzen, sodass sich dort Wurzeln bilden können. Sobald sich an der dicksten Stelle ausreichend Wurzeln gebildet haben, kannst du den dünneren Teil des Stammes und das alte Wurzelsystem von der Abmoosstelle trennen und das neue Wurzelsystem in eine neue Bonsaischale einpflanzen.
Das ist stark von der Art deines Bonsai abhängig. Einige Ficus Arten haben sich innerhalb von einem Monat bis an den Rand der Folie gewurzelt. Bei anderen Arten (vor allem Nadelbäume) dauert das Abmoosen um einiges länger, da diese Arten nicht so ein rapides Wurzelwachstum haben. Bei diesen Arten, kann das Wachstum von neuen Wurzeln bis zu ein bis zwei Jahren in Anspruch nehmen. Du solltest das Wurzelwachstum regelmäßig kontrollieren, sodass du einen Überblick hast, wann das neue Wurzelsystem in eine neue Bonsaischale gepflanzt werden sollte.
Für die Ringmethode ist ein scharfes Messer notwendig, je schärfer, desto besser. Es ist sehr wichtig, dass wir einen sauberen Schnitt haben, sodass wir die Rinde nicht unnötigerweise verletzen.
Für die Tourniquet-Methode benötigen wir Kupferdraht, welcher in jedem Bonsai-Fachgeschäft erhältlich ist. Die Dicke des Drahtes orientiert sich an der Dicke deines Bonsaistamms, je dicker der Stamm, desto dicker sollte der Bonsaidraht sein.
Außerdem benötigst du für beide Methoden frische Bonsaierde und Plastikfolie bzw. Plastikbecher um die Erde an der Abmoosstelle zu halten.
Der große Unterschied zur Vermehrung über Stecklinge ist, dass du dir sicher sein kannst, Tochtertrieb wachsen wird, da er bereits Wurzeln gebildet hat. In der Stecklingsvermehrung kannst du dir nicht hundertprozentig gewiss sein, ob der Steckling tatsächlich Wurzeln schlagen wird, daher gibt es abhängig von der Bonsaiart eine hohe Ausfallquote. Vor allem Baumarten mit einem langsamen Wachstum (z.B. Nadelbäume) benötigen sehr lange, um als Steckling Wurzeln zu entwickeln. Oft stirbt der Steckling ab, bevor er über die Wurzeln Nährstoffe aufnehmen kann, daher solltest du bei Arten mit langsamem Wachstum auf das Abmoosen zurückgreifen.
Wenn du deinen Bonsai geschnitten hast, kannst du versuchen aus den abgeschnittenen Trieben Stecklinge zu ziehen. Da du eine hohe Anzahl an Stecklingen hast, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass sich einer durchsetzen wird. Falls du die Gewissheit haben möchtest, dass du eine Tochterpflanze erhältst, solltest du auf das Abmoosen zurückgreifen.
Bonsai können je nach Sorte auch als Stecklinge, oder mit Samen vermehrt werden. Wenn du mehr über das Umtopfen von Bonsai, oder mögliche verschiedene Bonsaiformen erfahren möchtest, bist du hier an der richtigen Adresse. Außerdem zeigen wir dir, wie du die passende Bonsaischale für deinen Bonsaibaum findest.